Was haben ein moderner Werkzeugbaubetrieb und eine traditionelle Schmuckmanufaktur aus dem frühen 20. Jahrhundert gemeinsam? Die Antwort auf diese Frage liefert ein Blick hinter die Kulissen bei GEDIA Gebrüder Dingerkus GmbH aus Attendorn im Sauerland.
GEDIA Gebrüder Dingerkus GmbH, Attendorn, Sauerland, Deutschland
Attendorn, Sauerland, Deutschland
Strukturteile und Zusammenbauten für den automobilen Karosserieleichtbau und für Chassis-Komponenten
Werkzeugbau
2019
Um unsere Kollisionen auf Null runterzufahren und uns gleichzeitig aufwändige Prüfungen nach dem Postprocessing zu ersparen, brauchten wir eine millimetergenaue Nachbildung des Maschinenmodells und der Werkzeuge in der virtuellen Welt. Das hat nur Tebis geschafft.
Um auch kritische Fräsbereiche im Millimeterbereich oder Bauteile mit tiefen Kavitäten sicher auf Kollision prüfen zu können, muss die reale Fertigungsumgebung eins zu eins in der virtuellen CAD/CAM-Welt abbildbar sein – eine Anforderung, die das CAM-System, das GEDIA bis 2016 eingesetzt hat, nicht erfüllen konnte. „Das fing schon beim Fräswerkzeug an, das sich nicht exakt nachbauen ließ“, sagt Ralf Hesener, Leiter Werkzeug-Engineering. „Auch das Maschinenmodell war alles andere als genau, ganz zu schweigen von den Kinematiken.“ „Das hat die Kollisionsprüfung extrem zeitaufwendig gemacht“, ergänzt Carsten Wurm, Teamleiter CAM-Programmierung: „Zum Teil wurden Kollisionen angezeigt, die gar keine waren. Wir konnten uns auf die Daten schlichtweg nicht verlassen und mussten sie doppelt pflegen – einmal am CAM-Arbeitsplatz und einmal in der Maschinenhalle“. Spätestens als man eine Maschine mit Palettenwechsler anschaffen wollte, war die Entscheidung gefallen. Ein neues CAM-System sollte her. Denn dafür musste auch die Kollisionsprüfung bei Werkzeugwechseln zwischen zwei NC-Programmen reibungslos funktionieren.
In der Folge wurde die CAD/CAM-Software Tebis mit dem bisherigen System verglichen. Das eindeutige Resultat: Der Tebis CNC-Simulator garantiert, dass ausschließlich kollisionssichere NC-Programme ausgegeben werden. Ermöglicht wird das durch digitale Prozessbibliotheken wie der Werkzeug- oder Maschinenbibliothek: In diesen sind alle Komponenten, auf die der CNC-Simulator bei der Prüfung zurückgreift, virtuell bis ins kleinste Detail hinterlegt. Hermann Geueke, Leiter Mechanische Bearbeitung, fasst Anspruch und Ergebnis zusammen: „Um unsere Kollisionen auf Null runterzufahren und uns gleichzeitig aufwändige Prüfungen nach dem Postprocessing zu ersparen, brauchten wir eine millimetergenaue Nachbildung des Maschinenmodells und der Werkzeuge in der virtuellen Welt. Das hat nur Tebis geschafft.“
Neben der präzisen Simulation führt GEDIA bei Tebis noch einen Pluspunkt ins Feld: Die Schablonentechnologie. Sie ermöglicht die weitgehende Automatisierung der NC-Programmierung. Auch hier konnte kein anderes System mithalten. GEDIA fertigt hauptsächlich in Losgröße 1 und muss daher mit einer Vielzahl von Varianten umgehen. Bei der Tiefbohrbearbeitung zum Beispiel werden in Tebis Querbohrungen automatisch erkannt. Mit den geeigneten NC-Schablonen ist die anschließende NC-Programmierung ein Leichtes. Zudem lassen sich die tatsächlichen Maschinenlaufzeiten im Vorfeld exakt ermitteln. Wurm sieht hier einen entscheidenden Vorteil:“ Dank der genauen Laufzeitberechnung in Tebis können wir die Schwesterwerkzeuge bei der Fertigung vollautomatisch austauschen. Das spart uns sehr viel Zeit.“
Also startete man 2016 mit vier Lizenzen, 2018 sind drei weitere dazugekommen. Doch mit dem Kauf der Lizenzen allein war es nicht getan. Um die neue Software möglichst schnell zum Laufen zu bringen und um Prozessbibliotheken und Schablonentechnologie optimal nutzen zu können, hat GEDIA die Experten von Tebis Implementierung mit ins Boot geholt. Nach knapp zwölf Monaten war die neue Systemlandschaft komplett integriert, so dass nun nur noch mit Tebis programmiert wurde. Der Prozess ist durchgängig bis in die Werkstatt: An sechs Viewerstationen greifen die Maschinenbediener direkt auf alle relevanten Daten zu. Sie lassen sich NC-Funktionen anzeigen und arbeiten diese ab. In einer eigenen Liste sind alle Werkzeuge mit ihren spezifischen Technologiewerten hinterlegt. Heute gibt es wesentlich weniger Rückfragen als zuvor. Die gesamte Fertigung ist schneller geworden. „In der Vergangenheit haben wir mit einer Stunde CAM-Programmierung circa zweieinhalb Frässtunden erwirtschaftet. Heute liegen wir bei über drei Frässtunden“, so Hermann Geueke, Leiter Mechanische Fertigung. „Das heißt, dass wir in derselben Zeit mehr Bauteile fertigen. Dadurch werden Kapazitäten frei und wir können immer mehr Aufgaben in-house erledigen.“ GEDIA beschäftigt sechs Tebis CAM-Programmierer und zwei externe Dienstleister. 18 Mitarbeiter bedienen die sechs Maschinen im 3-Schichtbetrieb. Auch am Wochenende stehen die Maschinen nicht still – Tebis ermöglicht die mannarme Fertigung. Für die nahe Zukunft stehen Mehrmaschinenbedienung und die automatische Palettierung mit Nullpunktspannsystem auf dem Programm.
GEDIA hat noch mehr vor. Gemeinsam mit Tebis Consulting wurde die Prozesslandschaft analysiert und der Standardisierungsgrad auf Herz und Nieren geprüft. Am Anfang stand ein Workshop mit allen Führungskräften, um über Abteilungsgrenzen hinweg ein gemeinsames Verständnis zu erarbeiten und eine einheitliche Wissensgrundlage aufzubauen. Auch die Tebis MES-Lösung ProLeiS hat überzeugt: Zukünftig sollen Aufträge und Fertigung mit ProLeiS digital geplant und gesteuert werden. Und um Einarbeitungs- und Tryoutzeiten zu verringern, testet das Unternehmen aktuell Tebis BREP-Technologien, mit denen sich Druckflächen und Freimachungen direkt in das CAD-Modell einkonstruieren lassen. Zudem möchte man das Erfolgsmodell GEDIA-Tebis weiter ausdehnen: Die spanische Niederlassung in Barcelona steht bereits in engem Kontakt mit Tebis Iberia.