Die Firma M.Reuss GmbH mit Sitz in Schwarzach am Main ist mit einem breiten Leistungsspektrum in Modell-, Formen- und Werkzeugbau in dritter Generation tätig. Das Unternehmen betreut Kunden von der Idee bis zum serienreifen Produkt und bewegt sich im Spannungsfeld von immer höheren Anforderungen einerseits und steigendem Termindruck andererseits. Diesem Druck begegnet M.Reuss erfolgreich auf der Basis von mehr als 65 Jahren Erfahrung und durch stetige Anpassung der internen Prozesse.
M.Reuss GmbH
Schwarzach am Main, Deutschland
Mehr Produktivität durch Prozessoptimierung
Formenbau
Modellbau
Werkzeugbau
Automobil
2016
Dank der Prozess- und Investitionsberatung durch Tebis Consulting steigerten wir unsere Produktivität mehrere Jahre. Selbst in der Krise 2009/10 konnten wir in neue Maschinen und Technik investieren und uns trotz des damals rückläufigen Markts finanziell stetig verbessern.
Bei M.Reuss treffen sich Tradition und Moderne, das wird bei einem Rundgang durch die zwei Hallen mit 2800 Quadratmetern schnell deutlich. Die vor Jahrzehnten vom Firmengründer Max Reuss zu einer Drehmaschine umgebaute Hobelbank ist neben weiteren Erfindungen des Gründers noch immer zu besichtigen. Heute fertigen sieben 5-Achs-Bearbeitungszentren, wie zum Beispiel zwei Portalfräszentren DMC 105 V linear oder das Fahrständerbearbeitungszentrum DMF 260-11 linear, hochmoderne Bauteile mit höchster Präzision. Modelle, Formen und Werkzeuge werden an 4 CATIA- und 15 Tebis Arbeitsplätzen konstruiert. Tebis wird bei M.Reuss quasi schon traditionell eingesetzt, die Firma arbeitet mit dem CAD/CAM-System seit 1990 und ist damit einer der frühen Tebis Anwender – zu Beginn lief Tebis auf einem heute schon historischen 286er PC. Derzeit fertigt M.Reuss fast zu 90 Prozent für den Automobilbau − überwiegend Interieur-Werkzeuge aus Aluminium mit Pneumatik oder Hydraulik vom Prototyp bis hin zur Serie, Cubingteile oder Lehren.
Das erste 5-Achs-Portalfräszentrum Huron KX 100 schaffte M.Reuss 2006 an. Schnell stellte sich nach Investition in weitere 5-Achszentren heraus, dass die Maschinen mit so hoher Geschwindigkeit fertigen, dass die internen Betriebsabläufe diesen Maschine nicht gerecht wurden − sie waren zu langsam. Um die Leistungsfähigkeit einer DMC 105 linear voll auszuschöpfen, holte sich die Geschäftsführung Hilfe: 2008 startete das erste Prozess- und Investitionsberatungsprojekt mit den Beratern von Tebis Consulting. Ziel war damals, die Prozesse so zu verändern, dass sich die Investition in die Maschine rechnet.
Die Ist-Analyse ergab detailliert aufgelistete Schwachpunkte, insbesondere beim Informationsfluss, in den Arbeitsabläufen, in der Projekt- und Maschinenfeinplanung sowie in der Werkzeugverwaltung. Markus Reuss nennt heute folgende Aspekte als wichtigstes Ergebnis der Beratung: Die papierlose Fertigung mit vorgefertigten Arbeitsschablonen und vor allem die Automatisierung und Standardisierung in Konstruktion und in der Berechnung der Prozesse sowie die daraus resultierende effektivere Fertigung. Hierzu muss man wissen, dass bei M.Reuss die Maschinenbediener direkt an der Maschine die NC-Programmierung vornehmen.
Damit dieses Modell funktioniert und nicht zu Maschinenstillstandszeiten und vermehrten Rückfragen führt, müssen Strukturen und Vorgehensweisen klar sein. Großes Augenmerk lag daher auf dem optimalen Zusammenspiel zwischen Konstruktion und NC-Programmierung. Um die Zusammenarbeit dieser Bereiche zu optimieren, empfahlen die Tebis Berater M.Reuss, die Tebis Technologie umfassender zu nutzen und ganz gezielt zur Prozessbeschleunigung einzusetzen.
In der Konstruktion wurde die Arbeit mit einheitlicher Farbgebung und mit Features eingeführt, in denen Regelgeometrien automatisch beschrieben werden. Tebis Implementierer richteten für M.Reuss sogenannte NCSets ein, auf deren Grundlage für eine bestimmte Bearbeitungsart die genaue technologische Bearbeitungsfolge aus den zugehörigen Einzelfunktionen mit allen Herstellparametern und dazu erforderlichen Werkzeugen, fest zugewiesen oder variabel, beschrieben werden kann.
Zudem wurden Schablonen (NCJobs) eingerichtet, in denen für Klassen von Bauteilen mit ähnlichen Strukturen und Werkzeugen die Bearbeitung definiert wurde. Mit diesen Vorbereitungen konnten NC-Vorbereitung und NC-Programmierung automatisiert und standardisiert werden.
Auch übernahmen Tebis Mitarbeiter sämtliche Werkzeuge in die Tebis Werkzeugbibliothek. Das Ergebnis aller geschilderten Leistungen: Effizienzsteigerung, Reduzierung der Maschinenstillstandszeiten, Verkürzung der Durchlaufzeiten. Die Investition in die Tebis Beratung und Dienstleistung amortisierte sich noch im gleichen Jahr und übertraf damit alle Erwartungen.
Besonders lohnend: Das von den Tebis Mitarbeitern aufgestellte Schema für die Prozessoptimierung diente der Firma M.Reuss quasi als Muster, das sie anschließend fünf Mal auf weitere 5-Achs-Fräszentren anwendete, die in den folgenden 5 Jahren angeschafft wurden. Ohne externe Hilfe von Tebis konnten die Mitarbeiter mit der Featureerkennung arbeiten, NCSets und Schablonen einrichten und mit weiteren Werkzeugen die Werkzeugbibliothek füllen, in der heute einige tausend Werkzeugkombinationen hinterlegt sind. „Dank der Prozess- und Investitionsberatung durch Tebis Consulting steigerten wir unsere Produktivität jedes Jahr um 15 Prozent. Selbst in der Krise 2009/10 konnten wir in neue Maschinen und Technik investieren und uns trotz des damals rückläufigen Markts finanziell stetig verbessern“, blickt Markus Reuss zurück.
Die zu Projektbeginn gesteckten Ziele wurden erreicht und die definierten Maßnahmen umgesetzt, mehr noch, „sie dienen als Grundstock für die Arbeit, der noch heute Bestand hat“, sagt Markus Reuss. Dennoch gab es bei M.Reuss zunächst Hürden zu überwinden. Zu Beginn stand die Geschäftsleitung nicht nur vor der Investition für die Beratungs- und Dienstleistungen der Tebis AG, sondern befürchtete zudem, dass das Projekt zu viel Leistung aus dem Tagesgeschäft abzieht. Auch waren die betroffenen Mitarbeiter zunächst negativ gegenüber den Veränderungen eingestellt – eine völlig normale Reaktion, wie Jens Lüdtke, Leiter Tebis Consulting, weiß: „In fast allen unseren Projekten sind wir mit den Bedenken der Mitarbeiter gegenüber anstehenden Veränderungen konfrontiert. Wir sehen es daher als eine unserer wichtigsten Aufgaben an, alle Betroffenen einzubeziehen.“ Bei M.Reuss überzeugte die Mitarbeiter die bis dahin unbekannte Geschwindigkeit, mit der in Tebis konstruiert und programmiert werden kann, wenn die Potenziale der Software ausgeschöpft werden. Und für die Mitarbeiter gab es im Anschluss an das Projekt noch ein „Bonbon“, wie Markus Reuss es nennt: Für jede Stunde, die ein NC-Programmierer und Maschinenbediener seine Maschine außerhalb der Arbeitszeit mannlos laufen lässt, bekommt er ein Entgelt. Eindeutig: Die Prozesse haben die Maschinen mehr als eingeholt.
Seit Oktober 2015 findet ein zweites Beratungsprojekt bei M.Reuss statt. „Es geht wieder um Prozessbeschleunigung“, erläutert Markus Reuss. Um die Rüstzeiten zu reduzieren, möchte M.Reuss in Zukunft mit Palettenwechslern und Mehrfachaufspannung arbeiten. Es soll erstmals ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum mit 5 Tischen und 260 Werkzeugen in der Einzelteilfertigung der Firma mit dem bis dahin vorbereiteten Nullpunktspann-System zum Einsatz kommen. „Die Investitionen müssen sich rechnen“, erklärt Markus Reuss. Wie damals setzt er auch heute auf Tebis Consulting. Hierin spiegelt sich der Grundsatz der Firma: Kontinuität und Fortschritt verbinden.